Gedanken zum Weiherbau

  AMPHIBIENGEWÄSSER
 

Tümpel - Teiche - Weiher

 

 

R. Frösch, 2001

 

Allgemeines 

Leider sind vor einigen Jahren viele grössere Teiche und Weiher verschwunden, nachdem es verboten wurde, Froschschenkel zu gewinnen. Dadurch wurden diese Wasserflächen für die Bauern uninteressant und wurden liquidiert. Glücklicherweise sind neuerdings immer mehr Teiche in Gärten anzutreffen, Ob diese aber die erwünschten Bedingungen, bezüglich Amphibienschutz, erfüllen können, ist nicht immer sicher. Deshalb erlaube ich mir hier einige Gedanken zum Bau von neuen und Unterhalt bestehender Gewässer.

Bevor man mit dem Bau eines Weihers beginnt, sollte man sich darüber im Klaren sein, was man damit erreichen will. Wenn man einen Fischweiher erstellen will, muss man sich spezieller Literatur zuwenden. Ich beschäftige mich hier mit Gewässern für unsere einheimischen, bedrohten Amphibienarten.

Ausserordentlich wichtig ist, bei einem Gewässer, in dem etwas Unken, Geburtshelfer-, Kreuzkröten oder gar Laubfrösche vorkommen auf alle Fälle auf Experimente zu verzichten. Hier gilt es seine persönlichen Vorstellungen von einem Weiher zurückzustellen, da sonst entscheidende Faktoren die für das Vorkommen der oben genannten Arten verantwortlich sind, verloren gehen könnten. Leider ist das gerade in letzter Zeit ab und zu mit öffentlichen Gewässern passiert, die im Laufe von Sanierungsmassnahmen, für diese extrem gefährdeten Arten, zerstört wurden. Drücken wir doch ein Auge zu und lassen wir die wirklichen Experten für Laichgewässer, die Amphibien selber entscheiden und schützen halt bloss den Originalzustand des Biotops statt nach menschlichen Massstäben umzubauen und zu gestalten.

Es gibt verschiedene Gewässertypen, die als Amphibienlaichgewässer in Frage kommen, zum Einen fliessend, zum Anderen stehend. Da sind einmal die Bäche erwähnt, vor allem in den kleineren von ihnen setzen die  Feuersalamander ihre Larven ab. Danach die stehenden Gewässer von der Pfütze bis zum See. Glücklicherweise machen es uns die Lurche leicht,  indem sie bereits mit kleinsten Gewässern in einer grösseren Artenfülle vorkommen können. Hier sogar oft besser gedeihen als in grösseren, für uns, "schönen" Weihern und Seen. Damit man sich bereits bei der Planung nach den später erwünschten Arten richten kann, möchte ich gerne einige Tipps für die Erbauung und Bepflanzung der einzelnen Gewässer geben. Diese Tipps sind allerdings nicht Gesetz, jedermann wird an seinem Weiher unschwer feststellen, dass jedes Gewässer anders ist, zu sehr unterscheiden sich Besonnung, Boden, Höhenlage etc. voneinander. In einem Weiher können einzelne Pflanzen zu Unkraut werden, während sie beim Nachbarn nicht wachsen. Doch zuerst was ist überhaupt eine Pfütze, ein Tümpel, ein Teich oder ein Weiher ?

Die Pfütze  

Die kleinsten stehenden Gewässer, in denen Amphibien laichen sind Pfützen, die bis in den Sommer hinein nicht austrocknen. In diesen laichen bereits Gelbbauchunken, manchmal sogar in grosser Zahl. Ist die Pfütze bewachsen (ins Wasser ragende Gräser), finden sich sogar Molche ein. Wenn sich die Gelegenheit bietet in einer ungenutzten, sonnigen Ecke eine Pfütze zu erhalten, die nur 5 10 cm tief sein braucht, geben wir bereits mindestens einer Art eine Überlebenschance. Mit etwas Glück finden sich gar Kreuzkröten oder Geburtshelferkröten ein, die Larven der Letzteren haben normalerweise eine Entwicklungszeit von 2 Jahren. In Gegenden in denen der Laubfrosch noch vorkommt, habe ich diesen ebenfalls schon in Pfützen angetroffen.


Der Tümpel

Der Tümpel ist identisch mit der Pfütze nur ist er grösser und wir finden in ihm Wasserpflanzen. In der Regel ist der Tümpel aber nicht stark bewachsen, die in ihm wachsenden Wasserpflanzen müssen eine Trockenperiode überdauern können, denn auch der Tümpel trocknet oft im Sommer aus. Charakteristische Tümpel finden wir in Gruben. Steigt dort der Grundwasserspiegel oder ist der Boden undurchlässig, entsteht ein Laichgewässer für Molche, Grasfrösche und Erdkröten aber auch für Kreuzkröten, Laubfrosch und Gelbbauchunken. Vor allem die drei zuletzt genannten lieben sandige Gewässer. Der Tümpel, der ja nicht stark bewachsen ist, eignet sich für sie ausgezeichnet. Die meist hohen Wassertemperaturen bewirken, dass die Kaulquappen der erstlaichenden Grasfrösche und Erdkröten meist den Tümpel bereits verlassen haben, bevor die nächsten Arten laichen. Dadurch werden deren Eier nicht durch Kaulquappen der beiden zuvor genannten Arten gefressen. Durch die hohen Wassertemperaturen verlassen die meisten Junglurchen den Tümpel vor dessen Austrocknung. Der Tümpel ist eines der wertvollsten Gewässer und zudem leicht anzulegen. Wenn man ihn im Sommer mit Wasser speist, im Frühling würde ich darauf verzichten da sonst die Wassertemperatur fällt, eignet er sich auch für den Wasserfrosch und die Geburtshelferkröte. Der Tümpel wird dadurch in einen kleinen Weiher verwandelt. Zu stark darf er allerdings nicht überwachsen, sonst vertreiben wir die Arten, die ursprünglich an dieser Stelle lebten und deren Laichgewässer wir einst verbessern wollten. Zu beachten ist auch das räuberische Leben der Wasserfrösche, die ich sogar dabei beobachten konnte, wie sie versuchten die recht giftigen Unken zu fressen. Eine dementsprechende Gefahr stellen sie für alle übrigen Amphibien dar.

 

Der Weiher

Ein Weiher ist ein Weiher, wenn er durchgehend Wasser hat nicht zu entleeren ist und der ganze Grund von Pflanzen bewachsen ist. Ist ein Gewässer künstlich errichtet und lässt sich mittels eines Auslaufes entleeren, so handelt es sich um einen Teich. Ist ein Gewässer zu tief um auf dem ganzen Grund von Pflanzen besiedelt zu sein, handelt es sieh um. einen See. Im Weiher treffen wir die Gelbbauchunke und die Kreuzkröte kaum mehr an, dafür um so häufiger Gras-, Wasserfrosch und Erdkröte. Vielfach enttäuschen aber Weiher, denn in ihnen leben Fische, diese ernähren sich im Frühling von Kaulquappen, vor allem der Froscharten und dezimieren deren Bestände. Wenn nun noch Forellen ausgesetzt werden, kann man die Amphibienpopulation getrost abschreiben. Deshalb sollte man sich das Aussetzen von Fischen genau überlegen. Kaulquappen fressen Algen und auch Aas, mit der Mückenplage beschäftigen sich am Weiher die Wasserfrösche, an Land jagt die ganze übrige Sippe nach Ungeziefer. Demzufolge würde ich den Amphibien den Vorzug geben, sie sind nützlich, dazu geschützt und gefährdet. Der Weiher ist für Wasserpflanzen hervorragend geeignet, in ihm wachsen Dutzende von Arten. Beim Bepflanzen von Weihern ist darauf zu achten, dass man nur ein­heimische Pflanzen verwendet. Pflanzen sie aber auch nie Wasserstern, Wasserlinse, Wasserpest, Tannwedel oder grosse Sumpfgräser, wie Wilden Reis, Rohrglanzgras etc., sofern diese nicht bereits vorhanden sind, auch bei Schilf ist Vorsicht am Platz. Alle diese Pflanzen können stark wuchern, und weniger starken Pflanzen verdrängen. Zudem erscheinen einige oben genannten Arten ohnehin fast von selber. Enten und andere Tiere schleppen noch genügend Samen ein, wenn sie also nicht alle Jahre zweimal Wasserpflanzen mähen wollen, denken sie daran.

 

Der Teich

Der Teich ist nichts anderes als ein künstlicher Weiher, den man jederzeit entleeren kann. Will man also einen Amphibienlaichplatz schaffen, ist das in der Regel die gegebene Form. Man kann ihn grösser oder kleiner, mehr oder weniger tief, stark oder schwach bepflanzt ausführen. Kurz man hat die Möglichkeit ihn den gewünschten Tierarten anzupassen. Am Besten, man erstellt gleich mehrere kleinere Teiche so kann man versuchen, den verschiedensten Arten gerecht zu werden. Deshalb möchte ich nun auf die einzelnen Lurchen etwas näher eingehen. Selbstverständlich klappt es dann auch nicht in jedem Fall denn neben dem Laichgewässer, brauchen die Tiere ja auch noch eine passende Umgebung.

      

Amphibienarten und ihre Bedürfnisse

Der Bergmolch

Der Bergmolch ist die häufigste Molchart, er kommt praktisch überall vor. Man findet ihn oft schon in kleinen Pfützen, in Ermangelung von Wasserpflanzen legt er seine Eier auch an Gräsern ab, die ins Wasser ragen. Dort kleben die Weibchen ihre Eier einzeln an die Pflanzen, wobei sie etwa Gräser regelrecht zusammenfalten. Er kommt wie übrigens viele andere Amphibien auch, oft in Kiesgruben vor.

              

Der Fadenmolch

Fast so häufig wie der Bergmolch jedoch nicht so weit verbreitet Er ist in den Bergen nicht so weit oben zu finden und ist in der Wahl seines Laichplatzes etwas heikler. Meist findet man ihn aber gemeinsam mit dem Bergmolch.


Der Teichmolch

Er lebt vor allem im Tiefland, in eher älteren, stark bewachsenen Gewässern laicht er. Er kommt eher im Osten und im Tiefland vor. Sehr selten findet man ihn zusammen mit dem Fadenmolch, dagegen häufig mit Kammmolch und Bergmolch. Er ist der eleganteste Schwimmer unter den einheimischen Molchen, kommt im westlichen Teil des Kantons Aargau nicht mehr vor.

 

Der Kammolch

Der grösste Molch, die Weibchen können bis 18 cm lang werden, ist auch der seltenste. Er ist in den letzten Jahren an einigen Orten wieder angesiedelt worden und konnte sich an den meisten Orten auch halten. Generell trifft man ihn eher im Tiefland in meist gut bewachsenen Teichen, aber auch in vollkommen kahlen Kiesgruben habe ich ihn schon angetroffen. Molche sind in der Regel nicht heikel, sind in fast jeder Pfütze anzutreffen, stellen aber keine grossen Anforderungen, mit Ausnahme vielleicht des Teichmolches, dessen Lebensweise ich nicht erforschen konnte, da ich ihn leider sehr selten zu Gesicht bekam. Die Kammmolche scheinen sich gerne von Wasserschnecken zu ernähren, so ist es mir beispielsweise lange nicht gelungen in meinem Teich Wasserschnecken anzusiedeln, man stelle sich das einmal vor.

     

Feuersalamander

Er legt seine Jungen in klaren Bächlein oder in sauerstoffreichen Tümpeln ab. Der Feuersalamander kommt meist nur im Wald vor, ausnahmsweise ist er aber auch in bewachsenen alten Kiesgruben zu finden. Sein Verwandter der Alpensalamander, lebt im Gebirge. Zudem braucht er unsere Hilfe nicht, bringt er seine Jungen doch voll entwickelt zur Welt. In tieferen Regionen kann es vorkommen, dass er seine Jungen ebenfalls als Larven in die gleichen Gewässer wie sein Verwandter ablegt.

 

Grasfrosch

Unter den Froschlurchen ist er der anspruchsloseste, er legt seinen Laich ab wo er Wasser findet. Es ist dabei zu beachten, dass er an seinem Standort festhält und sicher nur durch Verpflanzen von Laich an neuen Orten angesiedelt werden kann. Glücklicherweise gibt es aber auch bei ihm immer wieder vor allem jüngere vagabundierende Tiere, die neue Gewässer besiedeln können. Diese Gewohnheit hat der Grasfrosch mit der Erdkröte gemeinsam. Am besten gedeiht er aber in mittleren bis grösseren Weihern und Teichen mit flachen Uferpartien, an denen die Kaulquappen ihre Nahrung suchen. Grasfroschkaulquappen schwimmen nicht gerne über tiefem Wasser, dort werden sie von vielen Feinden, vor allem Fischen dezimiert. Sie sind aber auch starke Laichräuber und fressen den Laich der nach ihnen ablegenden Arten. Es ist deshalb darauf zu achten, dass die Wassertemperatur neuer Teiche hoch ist , damit die Larven schneller wachsen. In Waldweihern wird man deshalb selten mehr als Grasfrosch und Erdkröte in Gesellschaft mit Molchen ansiedeln können.

 

Wasserfrosch           

Um den Wasserfrosch erfolgreich anzusiedeln, brauchen wir einen Teich grösseren Ausmasses. Dieser sollte gut bepflanzt sein (Seerosen, Laichkräuter, Rohrkolben etc.). Am Ufer einige sonnige, ungestörte Plätze haben, er liebt es sich zu sonnen, sei es am Ufer oder auf grossblättrigen Wasserpflanzen. Wasserfrösche können in der Regel auch als alte Tiere verpflanzt werden, Jungtiere leben oft in kleinsten Tümpeln um dem Kannibalismus ihrer Eltern zu entgehen und ziehen erst später um. Daraus ergibt sich, dass man auch dem Rechnung trägt, wenn man erfolgreich eine Population aufbauen will, alte und junge Wasserfrösche sollten sich aus dem Weg gehen können. Es kommen noch die vielen verschiedenen Unterarten dazu, die teilweise gar nicht mehr reinrassig weiterzuzüchten sind. Darauf möchte ich hier nicht eingehen, denn eindeutig geklärt sind die Beziehungen zwischen Grün-, Wasser- und dem immer häufigeren, eingesetzten Seefrosch noch nicht überall.

 

Laubfrosch               

Er bevorzugt warme nicht zu stark mit Wasserpflanzen bewachsene Gewässer, an deren Ufern Gebüsch steht. Er lebt auch oft in Kiesgruben und dort teilweise gar in kleinsten Pfützen, wo er der Konkurrenz anderer Amphibien entgeht. Verschiedentlich konnte ich beobachten, wie innert kürzester Zeit ein ganzer Laichballen durch Molche gefressen wurde. Wie alle Lurchen mit lauter Stimme , kann er von einem Jahr zum anderen das Laichgebiet wechseln und findet deshalb oft diese Pfützen als erster. Trotzdem werden Laubfrösche immer seltener, es kann sein, dass sie einfach anfälliger sind gegen Umwelteinflüsse. Jeder noch bestehenden Laubfroschkolonie muss deshalb besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dazu haben wir im westlichen Aargau leider gar keine Möglichkeit mehr, es gibt ihn hier schon lange nicht mehr. Ich würde in jedem Falle empfehlen, flache kahle Tümpel zu erstellen, die im Sommer ruhig austrocknen können. Diese sollten möglichst wenig Bewuchs aufweisen, damit sind sie unattraktiv für Molche und Wasserfrösche. Die Laich oder Alttiere, in dieser Reihenfolge, fressen könnten. Dadurch schaffen wir gleichzeitig auch Laichgewässer für Kreuzkröten und Gelbbauchunken. Diese Tümpel müssten regelmässig neu erstellt oder bearbeitet und so möglichst Pflanzenfrei gehalten werden.

 

Gelbbauchunke         

Die Gelbbauchunke lebt am liebsten in kleinen Tümpeln, ist also weniger an-spruchsvoll. Man findet sie oft in Kies- und Abfallgruben, weniger in Weihern und Teichen, ihr machen auch trübe Gewässer nicht aus. Oft trifft man sie zusammen mit dem Laubfrosch und der Kreuzkröte an.

 

Geburtshelferkröte    

Ihre Larven findet man überall vom Tümpel bis zum Weiher, ja sogar in langsam fliessenden Bächen. Es dürfen einfach nicht zu viele Feinde (Fische, Gelbrandkäfer etc.) vorkommen, denn in den zwei Jahren Entwicklungszeit sind die Larven entsprechend stark gefährdet.

 

Kreuzkröte               

Die Kreuzkröte ist bei uns allgemein verbreitet, sie laicht meist in Gruben und in temporär auftretenden Pfützen an Baustellen etc.. Diese Kröte hat eine sehr laute Stimme und ist deshalb an keine festen Laichplätze gebunden. Am geeignetsten sind Tümpel die keine Wasserpflanzen enthalten und im Sommer austrocknen, ideal wäre eine ständige Bearbeitung des Tümpels, also eine Neugestaltung etwa mit Baumaschinen im Herbst.

 

Erdkröte                   

Sie laicht in den gleichen Gewässern wie der Grasfrosch, mit Ausnahme ganz kleiner Tümpel. Damit sie ihre Laichschnüre im Wasser spannen kann braucht sie nicht einmal Wasserpflanzen, es genügen ihr auch Äste und Wurzeln. Eine Erdkröte kehrt immer wieder an ihren Geburtsort zurück. Sie lässt sich deshalb, wie den Grasfrosch, fast nur mittels Laich an neuen Teichen ansiedeln, nach drei bis vier Jahren kehren dann die ersten geschlechtsreifen Kröten zurück. allerdings gilt auch hier, dass vor allem junge Tiere suchend herumwandern und neue Gewässer spontan besiedeln können. Erdkröten sind gegen Fische weitgehend gefeit, das sieht man am Verhalten der Kaulquappen besonders deutlich, sie schwimmen im Gegensatz zu den Grasfroschlarven frei über tieferem Wasser. Von den Fischen werden sie wegen ihrer Giftigkeit gemieden.

 

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